Business Reengineering – Die Radikalkur für das Unternehmen

Das Buch Business Reengineering: Die Radikalkur für das Unternehmen von Michael Hammer und James Champy wurde 1995 zum fünften Mal aufgelegt. Liest man das Buch, ist es kaum zu fassen, dass es zu Beginn der 1990er Jahre entstand. Die Themen sind aktuell wie nie und der viel beschriebene Wandel ist heute allgegenwärtig. Anfang der 90er Jahre entstand aus mehreren Fachartikeln, unter anderem von Michael Hammer, die Prägung des Begriffs Prozessmanagement.

Was ist Business Reengineering?

Es geht um die völlige Neugestaltung von Geschäftsprozessen mit dem Fokus, sie um ein vielfaches zu verbessern. Alte Prozesse werden dabei nicht analysiert, sondern hinterfragt und komplett neugestaltet. Es geht darum, den Gesamtprozess wahrzunehmen und sich nicht in Details zu verlieren. Dabei sollen weitreichende Veränderungen erlangt werden und keine Kleinigkeiten. Wenn man so will, Prozessaufbau from scratch mit maximalem Erfolg.

Im Business Reengineering spielt der Wandel eine zentrale Rolle. Schon damals proklamierten die Autoren, dass permanenter Wandel zur Konstanten wird. Das Internet hat seit dem Erscheinen des Buchs verschärft zum Wandel beigetragen und die Karten der Wettbewerber in den verschiedensten Branchen neu gemischt. Hammer und Champy prophezeien, dass Unternehmer, die sich auf die Regeln der Marktwirtschaft einlassen statt sich zu beklagen, einen Wettbewerbsvorteil erzielen werden. Sie bringen es mit der Aussage auf den Punkt, dass ein gutes Produkt aus einem Unternehmen keinen Gewinner macht, sondern dass gute Produkte von Gewinnern gemacht werden. Ich beziehe dies ebenso auf Dienstleistungen.

Im Business Reengineering spielt die IT eine zentrale Rolle. Dabei geht es weniger um Automation, als um Innovationen, die durch IT möglich gemacht werden. Die IT macht neue Prozesse möglich und unterstützt sie. Die Autoren führen einige Beispiele der Ford Motor Company und der IBM Credit an, wie IT dort zum Einsatz kam. Dabei kommen einem die damaligen Möglichkeiten im Vergleich zu heute nahezu lächerlich vor.

Hammer und Champy beschreiben auch die neue Arbeitswelt im Umfeld des Business Reengineering. Es werden Querdenker benötigt, die nach Leistung bezahlt und nach Fähigkeiten befördert werden. Lebenslanges Lernen steht im Mittelpunkt. Der Manager wird zum Coach, statt Kontrollorgan zu sein. Arbeit wird in Teams mit hohem Autonomiegrad erledigt werden. Die Teamarbeit findet in Case Teams mit Case Workern statt, die von Case Managern organisiert werden.

Das Reengineering Projekt

Um ein Business Reengineering Projekt in einem Unternehmen ins Leben zu rufen, ist es zunächst wichtig, die Vorgehensweise an die Kultur des Unternehmens anzupassen, um möglichst viele Befürworter zu bekommen. Das Team eines Reengineering Projekts setzt sich aus verschiedenen Rollen zusammen: Dem Leader, der die Menschen im Unternehmen dazu bringt, das zu tun, was für Business Reengineering nötig ist. Dem Prozessverantwortlichen, der vom Leader ausgewählt wird und in der Regel Am Prozess beteiligt ist. Er muss dem Wandel positiv gegenüber stehen und stellt das Reengineering Team zusammen. Er bleibt über das Reengineering hinaus der Verantwortliche des Prozesses. Und schließlich dem Reengineering Team. Es betreut immer nur einen Prozess und besteht aus Insidern und Außenstehenden. Insider sind Personen, die bisher im Prozess involviert waren. Sie sind vertrauenswürdig und Botschafter der Veränderung. Außenstehende sind Personen, deren Aufgabe es ist, Staub aufzuwirbeln und Bestehendes infrage zu stellen. Sie müssen gut zuhören können und eine gute Auffassungsgabe haben. Sie kommen in der Regel aus einer anderen Abteilung des Unternehmens. Weiterhin gibt es den optionalen Lenkungsausschuss, der in Krisen des Projekts einschreitet und den Reengineering Zar der Verantwortliche und Teams unterstützt und sich um den Aufbau der Projektinfrastruktur kümmert.

Im Buch schließen sich noch einige lesenswerte Successstories aus Unternehmen an. Aus meiner Sicht ist die von Taco Bell besonders lesenswert.

Unterm Strich eine wirklich lesenswerte Lektüre, die mir heute aktueller denn je scheint. Wer Spaß an Prozessmanagement und Prozessen hat, der bekommt hier einige Anregungen, Ideen und Informationen, die Aufschluss geben, wo im Umfeld Probleme lauern und wie man an Lösungen herangehen kann.

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