Über den Spaß an der Arbeit

Das Bild wurde auf Flickr unter der Creative Commons License von Aaron Escobar veröffentlicht

In vielen Publikationen liest man derzeit, dass sich die Arbeit, die Einstellung dazu und ihre Schwerpunkte in den kommenden Jahren drastisch verändern werden. Dies ist auch meine Meinung. Wir leben mittlerweile in einer Wissensgesellschaft, in der die Kopfarbeit zukünftig eine immer größere Rolle spielen wird. Das Arbeitsleben in der jetzigen Form wird sich verändern und auch die Rolle der Bewerber wird sich wandeln. Der Arbeitsmarkt wird ein Markt der Bewerber werden. Die Unternehmen werden um den „richtigen“ Mitarbeiter buhlen, die den Unternehmen fordernd auf Augenhöhe begegnen werden. Und sie werden den Spaß bei der Arbeit zur Bedingung ihrer Beschäftigung machen.

Der Beweggrund für diesen Artikel ist Selbstreflexion. Mein persönlicher Lebenslauf hat sich schon immer an Spaß und Leidenschaft orientiert. Meinen erlernten Beruf (Dipl. Ing. der allgemeinen Feinwerktechnik (FH)) habe ich im Sinne des Studiengangs nie ausgeübt. Aber die vielen Facetten dieses Studiums haben mich persönlich gut auf das Arbeitsleben vorbereitet. Man könnte kritisieren, dass ich mit einem Bauchladen voller Gemischtwaren daherkomme, doch ich bin zufrieden mit diesem Bauchladen. Er hat mich immer – auch über den Tellerrand – mit Interesse und Begeisterung in das nächste Fachgebiet schauen lassen. Dies macht sich heute noch mit einem tief gehenden Forscherdrang nach Wissen über interessante Themen bemerkbar.

Ich begeistere mich seit nunmehr 12 Jahren für das Internet. Es bietet mit seinen Diensten unsagbare Möglichkeiten hinsichtlich Kommunikation, Marketing, Automatisierung, Vernetzung und Kollaboration. Das hat mich vor 12 Jahren begeistert und es begeistert mich heute noch. Und so sehe meine berufliche Zukunft – in welcher Form auch immer – mit dem Internet verknüpft, weil es mir Spaß an lebenslangem Lernen garantiert.

Über meinen Weg zu Spaß und Arbeit möchte ich gerne in Form eines autobiografischen Ausfluges erzählen. Dies alles ist aus meiner Sicht geschrieben und sehr subjektiv. Und wer hat eigentlich jemals behauptet, dass Arbeit weh tun muss?

Spaß an der Schule

Ich erinnere mich nur mit Grauen an meine ersten beiden Schuljahre. 1972 – 1974 waren für mich Schuljahre des Drucks und der Konformität. Schade, dass ich diese Erfahrung gerade in solch einer prägenden Phase meines Lebens machen musste. Danach wechselte die Klassenlehrerin und alles war gut. Ich erinnere mich im Vergleich zur ersten und zweiten Klasse wirklich gerne an die dritte und vierte. Was sich veränderte, war das Verhältnis der Lehrerin zu mir und damit mein Verhältnis zum Lernen selbst. Lernen machte endlich Spaß.

Später in der weiterführenden Schule, waren mein Lernwille und meine Ergebnisse stark vom Unterricht des jeweiligen Lehrers geprägt. Es gab Fächer, in denen ich über die Jahre wirklich alle Noten hatte. Größtenteils abhängig vom Lehrer. Die, die begeistern konnten und ihren Unterricht mit Spaß gestalteten, brachten mich ausnahmslos zu besseren Leistungen. Und es waren immer Lehrer, die meinen Respekt genossen.

Spaß am Studium

Unschlüssig über das, was ich denn mit meinem Berufsleben anfangen wollte, begann ich nach einigen Fehlversuchen in Richtung Gestaltung 1989 Feinwerktechnik zu studieren. Auch hier war das Ergebnis immer direkt mit der Anerkennung des Dozenten und seiner Art die Vorlesungen zu gestalten gekoppelt. Leider wimmelte es in meinem Studiengang nicht von herausragenden Didaktikern. Da mich die Schule nicht wirklich auf das Selbstlernen vorbereitete, musste ich autodidaktische Fähigkeiten erwerben. Über die Jahre lernte ich, dass es etwas ähnliches wie „mit Spaß lesen“ in der Fachliteratur gab. Wenn es schon nicht die Dozenten schafften, mich für ihre Fächer einzunehmen, so schaffte es doch mancher Autor über den Aufbau seines Buchs oder seinen Schreibstil.

Leider dauerte mein Studium sehr lange, weil mir der Spaß an etwas anderem dazwischen kam. Dem Radsport. Ich verbrachte unzählige Stunden aus Spaß am Training und dem Sport auf dem Rad. Oft fuhr ich bei Wetter trainieren, das niemandem Spaß machte. Aber die Begeisterung für diesen Sport machte es möglich.

Spaß an der Arbeit

Bevor ich vollends ins Arbeitsleben eintrat, machte ich einige Erfahrungen mit der Einstellung zu „harter Arbeit“. Noch während des Studiums verdiente ich mir mein Geld in einem Großhandel. Eines Tages fragte mich die Chefin, ob mir denn die Arbeit noch Spaß mache. Ich erwiderte: „Ja, sehr.“ Daraufhin bemerkte sie, dass ich in diesem Fall doch Geld mitzubringen hätte. Wie ich fand, ein seltsamer Spaß.

In den vielen Bewerbungsrunden nach dem Studienabschluss wurde ich bei einem Unternehmen der Internetbranche eingeladen. Nach nur wenigen Worten wurde ich von meinem Interviewpartner mit dem „ungeheuren Spaß“ in meinem Lebenslauf konfrontiert. Mir wurde dann so allerlei Spaß vorgeworfen. Meine lange Studienzeit und die Zeit als Radkurier nach meinem Abschluss. Ich fuhr damals von Oktober bis Dezember als Radkurier Päckchen durch Frankfurt. Angesichts der Temperaturen und der vielen Fahrten im Stadtverkehr und dem klammen Geldbeutel oft alles andere als Spaß. Aber natürlich fuhr ich lieber als Kurier durch die Stadt, als bei der Post Postfächer zu bestücken. Ich bat also darum, das Gespräch zu beenden. Später fand ich dann doch noch den passenden Arbeitgeber, wo arbeiten dann auch Spaß machte.

Spaß neben der Arbeit

2003 fand ich dann heraus, dass meinem Leben etwas fehlte. Meine gestalterischen Tätigkeiten jenseits des Studiums wollten irgendwie fortgesetzt werden. Ich begann also wieder zu malen. Seitdem ist dies – mal mehr, mal weniger – wieder fester Bestandteil meines Lebens. Nicht ganz ohne eine gehörige Portion Passion.

Spaß an der Arbeit meines Sohnes

Als mein Sohn in den Kindergarten kam, entschieden meine Frau und ich uns für eine Montessori Einrichtung. Der Hauptgrund lag in der Pädagogik Maria Montessoris und deren Leitsatz „Hilf mir es selbst zu tun“ begründet. In der Montessori Pädagogik wird mit vielen Lernmaterialien gearbeitet, die den Kindern während ihrer sensiblen Phasen zur Verfügung stehen. Ein Kind wird dort abgeholt, wo es sich gerade befindet und zur Selbständigkeit erzogen. Man spricht vom „Arbeiten“ mit diesen Materialien.

Bei einem Elternbesuchstag sah ich meinem Sohn bei der Arbeit mit den Materialien zu. Die Erzieherin sagte sinngemäß; „Du hast aber fleißig gearbeitet.“ Ich zuckte kurz zusammen. Oh, meine Güte. Mein Sohn wird zur Arbeit erzogen. Furchtbar. Zuhause dachte ich über meine Reaktion nach. Ich Hornochse. Was kann meinem Kind besseres passieren, als mit einer positiven Konditionierung des Begriffs Arbeit heran zu wachsen. Was mich schlussendlich viel mehr ärgerte, war, dass der Begriff Arbeit für mich, ganz gegen meine Überzeugung, unterbewusst auch negativ belegt war.

Seit dieser Episode mache ich mir wieder sehr viel mehr bewusst, was ich aus welchen Gründen tue und versuche mir einen spielerischen Umgang mit der Arbeit zu bewahren.

Fazit

Mein Plädoyer für den Spaß soll nicht bedeuten, dass ich Arbeit nicht ernst nehme. Hier liegt schon das Missverständnis der meisten Menschen. Spaß und Ernst sind keine Gegensätze. Wenn ich an einer Sache mit Spaß arbeite, kann dies dennoch mit einer großen Ernsthaftigkeit passieren. Und das Beste daran ist, dass das Ergebnis vermutlich ein besseres sein wird, als sich der Aufgabe mit Überwindung zu widmen. Spaß ist das unmittelbare Ergebnis von Begeisterung für eine Sache, die ich mit Passion ausüben kann. So soll es sein und so soll es bleiben.

Have fun, stay passionate!

 

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