Angriff ist die schlechteste Verteidigung – Der Weg zur kooperativen Konfliktbewältigung

Das Buch Angriff ist die schlechteste Verteidigung: Der Weg zur kooperativen Konfliktbewältigung
vom Autoren-Trio Rudi Rhode, Mona Sabine Meis und Ralf Bongartz, erklärt die Beziehung von Konfliktpartnern und wie man in Konfliktsituationen angemessen auf den Konfliktpartner reagiert. Anstatt auf das Du oder ich zu setzen, plädieren die Autoren für eine partnerschaftliche Lösung von Konflikten. Da Konflikte immer ein großes Maß an Emotionalität mit sich bringen, geben die Autoren einen guten Leitfaden, wie man Konflikte kooperativ angeht. Es geht nicht darum den Konflikt zu versachlichen, sondern vielmehr darum den Konflikt sachlich zu verstehen, um ein angemessenes Verhalten an den Tag zu legen.

 

Erkenntnisse über den Konfliktpartner und sich selbst

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit den Haltungen der Konfliktpartner. Die Autoren gehen auf den Hoch- und Tiefstatus des jeweiligen Partners ein. Begibt sich eine Person durch entsprechende Verhaltensweisen oder Äußerungen in den Hochstatus, versucht sie ihr Gegenüber in den Tiefstatus zu drängen und die eigene Macht auszuüben. Man spricht dabei von der Status Wippe, die für eine partnerschaftliche Konfliktlösung immer ausgewogen sein sollte. Die Statuswippe zeigt immer den Status der jeweiligen Konfliktpartner an.

Es gibt verschiedene Taktiken – derer man sich bewusst sein sollte – Macht auf sein Gegenüber auszuüben. Nur mit der Reflexion dieser Status lässt sich angemessen im Konfliktfall reagieren:

Bei der Selbsterhöhung versucht sich der Konfliktpartner selbst in ein besseres Licht zu stellen. Fremdherabstufungen dienen dazu das Gegenüber schlecht aussehen zu lassen und dadurch die eigene Position besser darzustellen. Beide dienen der eigenen Hebung des Status.

Mit der  Selbstherabstufung begibt sich der Kommunikationspartner in einen niedrigeren Kommunikationsstatus, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Er stellt sich selbst als klein und unbedeutend dar. Ähnlich verhält es sich bei der Fremderhöhung, bei der der Partner lobend und anerkennend behandelt wird, um den Tiefstatus zu erlangen. Erst mit der Kommunikation  – verbal wie nonverbal – „auf Augenhöhe“ wirken wir authentisch und es entsteht eine ausgewogene Situation. Angriffe beschwören dagegen immer einen Gegenangriff herauf. Der Angriff durch Druck aus einem Hoch- oder Tiefstatus, fordert den Gegner immer heraus zu handeln. Gewinnt einer der beiden den Konflikt, bleibt beim Verlierer der fade Beigeschmack über den Tisch gezogen worden zu sein.

Kooperation

Im zweiten Teil des Buchs geht es darum, die Position des anderen zu verstehen. Es gibt kein Wahr und kein Falsch. Jeder hat seine Sicht der Dinge und orientiert sich an seinen eigenen Interessen. Um den Konflikt konstruktiv zu lösen ist es wichtig sich aus der Opferrolle (z.B. „Du hast angefangen“)  zu befreien. Es geht darum Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen, denn der Auslöser negativer Gefühle ist man in der Regel selbst. Das Handeln meines Gegenübers ruft zwar die Gefühle in mir hervor, ich kann mich allerdings entscheiden, ob und wie ich mich darauf einlasse. Wertungen meines Gegenübers haben hier ebenfalls nichts verloren.

Den Konflikt sollte man bewusst wahrnehmen, um ihn vernünftig beurteilen zu können und die eigenen Muster zu verstehen. Schuldzuweisungen sind im Konflikt besondere Hürden, die schnell ausgesprochen sind, selbst wenn man sie bewusst vermeiden möchte. Die große Kunst ist es, die eigenen Gefühle ohne Wertung zu artikulieren und dem Partner dennoch deutlich zu machen, was das eigene Anliegen ist.

Wie bereits erwähnt geht es nicht darum den Konflikt zu gewinnen.

“Jeder Sieger besiegt sich selbst. Der Konflikt ist nicht gelöst, sondern vertagt.”

Die Kooperation der Partner ist zwingend erforderlich. Ein Konflikt lässt sich nie aus einem Kampf heraus lösen. So sollte man bei hohem Emotionspotenzial einen Konflikt auch einmal vertagen um die Situation zu entschärfen.

Praxisbeispiele

Der dritte Teil des Buchs enthält einige Beispiele, die Konfliktsituationen behandeln. Die einzelnen Kapitel behandeln verschiedene Schritte in einem Konflikt. Der Konfliktleitfaden durchläuft diese verschiedenen Schritte und bietet interessante Lösungsansätze.

Fazit

Aus meiner Sicht ein gutes Buch. Es liefert Hintergründe, fordert zur Empathie auf und gibt einem einen kleinen Werkzeugkasten zur Konfliktlösung. Nichts daran ist einfach, denn ist man erst wieder einmal stark emotionalisiert, dann gilt es Ruhe zu bewahren und das Gelernte umzusetzen. Dann ist das im Buch so häufig erwähnte authentische Senden und Zuhören wichtig.

Das Buch hat mir in verschiedenen Situation geholfen und mir vor allem dazu gebracht,  die Sicht eines Gesprächpartners zu verstehen. Was sind seine Hintergründe? Wie wird er im gegebenen Fall reagieren? Habe ich wirklich ein vollständiges Bild von seinen Zielen? Oft ist man nämlich mit den eigenen Zielen im Fokus blind für die Ziele des Konfliktpartners.

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